Der Gerüstbau ist ein traditionsreiches Handwerk. Neben aller Funktionalität kommt es dabei immer auch auf die Sicherheit an, die nicht nur die Mitarbeiter auf einer Baustelle benötigen, sondern die auch für Passanten wichtig ist, die in Gerüstnähe sind. In Deutschland gibt es für den Bereich Gerüstbau und -nutzung viele Sicherheitsvorschriften, deren Einhaltung konsequent kontrolliert wird. In Amerika wird die Absicherung oft nicht in diesem Umfang geleistet. Dieser Beitrag informiert darüber.
Handwerkstradition oft unzureichend umgesetzt
In Deutschland hat das Handwerk goldene Regeln. Diese beziehen sich sowohl auf die Handwerkskunst an sich als auch auf die Sicherheit auf der Baustelle. Beobachtungen dokumentieren deutlich, dass beide Elemente nicht nach den Standards umgesetzt werden, die in der Bundesrepublik Deutschland gelten. Handwerker amerikanischer Unternehmen, die in Deutschland tätig sind, verwirklichen durchaus oft hohe Sicherheitsansprüche von Schutzbrille und -kleidung bis zu Gefährdungsanalysen, die von komplexen Anweisungen für den Arbeitsalltag auf der Baustelle begleitet werden. Auch das Gerüst ist im Fokus der Sicherheitsaspekte bei diesem Unternehmen.
In Amerika selbst werden diese Aspekte jedoch oft vernachlässigt. Ob Kalifornien, Arkansas oder Alabama, Tennessee oder Texas: Es kann immer wieder beobachtet werden, dass in sechs Metern ohne Gerüst und weiteren Schutz gearbeitet wird, was auf einer deutschen Baustelle nicht möglich wäre. Besonders im Bereich Dachdecker staunen deutsche Experten oft über die nicht vorhandenen Sicherungen, wenn Dachdecker auf geneigten Dächern Bauteile transportieren und montieren. Hier würde die Berufsgenossenschaft in Deutschland zügig einen Riegel vorschieben. Das Gleiche gilt für jedes Gerüst, das Holzbretter als Gerüstbeläge verwendet, Außenleitern bis 20 Meter Höhe einsetzt und große Spalten zwischen den Gerüstfeldern beinhaltet.
Klassiker Golden Gate Bridge
Die Golden Gate Bridge als weltberühmtes Bauwerk bei San Francisco hat ein Beispiel für ein besonders ungesichertes Gerüstkonzept geboten. Ein geneigtes Baugerüst hängt bei einer Spannweite von 20 Metern einfach an Ketten – in Deutschland ebenfalls (und natürlich auch glücklicherweise) nicht zu verwirklichen. Auch Malerarbeiten in 10 Metern Höhe werden in den USA nicht selten einfach nur per Leiter umgesetzt.
Auch die Hängebühnen an den Fassaden (das klassische Fassadengerüst wird eher selten genutzt) haben oft nur ein Seil – im Gegensatz zu den deutschen Verhältnissen auf den Baustellen, die eine Arbeit- und ein Sicherungsseil vorschreiben. Dies ist besonders dann problematisch, wenn sich unter dem Gerüst Fußgängertunnel oder ähnliche Elemente befinden. Somit ist gerade auch die Sicherheit im innerstädtischen Baustellenbereich oft nicht effizient gewährleistet.
Berufsgenossenschaft als wertvolle Unterstützung einschätzen
Nicht selten werden im Handwerk die komplexen Vorschriften der Berufsgenossenschaften als Schikane eingeschätzt. Wenn man jedoch den Vergleich zwischen Deutschland und Amerika berücksichtigt, können wir über die hiesigen Verhältnisse wirklich froh sein. Die Sicherheitsansprüche sind hoch – aber sie sind sinnvoll und somit berechtigt.
Sicherheit und Gesundheit auf der Baustelle sind eine Verpflichtung, die im Handwerk unbedingt bestehen bleiben sollte. Die Berufsgenossenschaft ist der kompetente Partner für diese Belange. Die technischen Regeln für Betriebssicherheit sollten eine unverrückbare Verpflichtung sein – insbesondere die TRBS 2121 (Gefährdung von Beschäftigten durch Absturz). Mit ihnen kann die im Handwerk erforderliche Sicherheit konsequent umgesetzt und – ganz wichtig – auch auf Einhaltung überprüft werden.