Ausbildung

Ausbildung: Gibt es in 10 Jahren noch Gerüstbauer?

In unserer Facebook-Gruppe „Gerüstbauer“ wurde kürzlich äußerst lebhaft diskutiert – über ein Thema, das ich für extrem wichtig halte und das mir sehr am Herzen liegt.

Worum geht es? Um nichts weniger als die Zukunft unserer Branche. Wird es in 5 bis 10 Jahren noch Gerüstbauer geben? Ich hoffe ja, denn ohne Gerüstbau ist kein Baugewerbe möglich.

Dieser Gerüstbau wird aber ganz anders aussehen und arbeiten als heute. Denn wie heute praktisch alle Märkte im Wandel sind, so verändern sich auch unsere Rahmenbedingungen gerade rasant. Unsere Branche muss sich daran anpassen – und auch die Ausbildung muss sich weiterentwickeln. Viele Gerüstbau-Anbieter haben das noch nicht erkannt oder wollen es auch nicht erkennen.

Ich selbst bin seit über 40 Jahren im Gerüstbau tätig und kann deshalb sagen: Das Berufsbild des Gerüstbauers war auch in der Vergangenheit keinesfalls in Stein gemeißelt. Er hat sich vielmehr stark gewandelt. Ein bedeutender Schritt wurde zum Beispiel vor 30 Jahren getan: Gerüstbauer war fortan ein Ausbildungsberuf. Ein weiterer dann 1998: Der Gerüstbau wurde zu einem Bauhauptgewerbe und damit die Meisterpflicht eingeführt.

Die Zukunft der Gerüstbaus

Seit drei bis vier Jahren erleben wir die nächste Revolution: Der Gerüstbau wird immer mehr durch digitale Technologien unterstützt. So können Sie heute aus einer stark wachsenden Vielfalt an CAD-Programmen für den Gerüstbau das für Sie am besten geeignete wählen.

Damit wird sich auch das Berufsbild der Gerüstbauer verändern. Sie werden sich spezialisieren und dabei neue Fähigkeiten lernen müssen. Gerüstprojekte werden zukünftig im Büro geplant werden, diese Planung an die Logistik weitergereicht und das Gerüst schließlich vom Gerüstbauer montiert werden. Planung, Logistik, Ausführung – drei unterschiedliche Fachbereiche mit unterschiedlichen Anforderungen und Ausbildungen.

Es wird dann nicht mehr nötig sein, so wie heute noch jeden Gerüstbauer in allen diesen drei Fachgebieten auszubilden. Der Gerüstbauer muss Zeichnungen lesen können, die immer anspruchsvolleren Arbeits- und Sicherheitsvorschriften umsetzen und natürlich das Gerüst montieren. Für die Logistik im Lager und auf der Baustelle sind seine Kollegen zuständig.

Gerüstbau braucht Digitalisierung

In dieser neuen Gerüstbau-Welt kann sich jeder auf seine Fähigkeiten konzentrieren. Das schärft nicht nur das Berufsbild, sondern wird auch die Qualität der Ausbildung verbessern.

Das heißt aber auch: Der Ausbildungsplan für Gerüstbauer muss nach 30 Jahren komplett überarbeitet und den neuen Anforderungen des Marktes und der Digitalisierung angepasst werden.

Nach drei Reisen zu Unternehmen in die USA bin ich zu der Überzeugung gekommen: In Deutschland gibt es zu viele Negativdenker und es wird zu viel gejammert. Als Gerüstbauer dürfen wir nicht nach hinten schauen, wenn es um unseren Erfolg und unsere Zukunft geht. Wir müssen uns ganz klar nach vorne orientieren – und zwar weit nach vorne. Ich freue mich darauf, künftigen Gerüstbauern einen attraktiven Beruf in einer innovationsfreudigen Branche anbieten zu können.