Das Gewerk Gerüst – des Architekten stiefmütterliches Kind?

Gastbeitrag zum Blog von Architekt Stefan Frohnsdorf / geschäftsführender Partner des Büros  S F K Architekten aus Dessau https://www.sfk-architekten.de/ 

Das Gerüst – ein komplexes Gewerk 

Der Gerüstbau ist eine komplexe Herausforderung, die nicht nur einen hohen Sachverstand zu Technologien und deren Möglichkeiten erfordert, sondern gleichzeitig eine enorme Kompetenz in rechtlicher Hinsicht erwartet – insbesondere zu den Thema der Unfallverhütung und der Arbeitsschutzbestimmungen.

Ohne Planung geht es nicht

Es ist ganz klar, ohne Planung geht es nicht. Was früher nur als Randnotiz und oft nur rein verbal zwischen Gerüstbauer und Bauüberwachung abgestimmt wurde, erfordert heutzutage ein enormes Maß an Schnittstellenabstimmung, Protokollierung und Berechnung bis hin zur zeichnerischen Darstellung, natürlich entwickelt im 3D. Vielschichtige Bauabläufe, gestiegenen gesetzliche Anforderungen und intensivierten technische Bestimmungen erhöhen die Komplexität heutzutage um ein Vielfaches und machen daher eine solide Planung der Gerüststellung unerlässlich. Damit Gerüste nicht wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen und man während laufender Baustellen beginnt, umzuplanen oder gar ganz neu anfängt, muss die Gerüstplanung von vorn herein auf ein sicheres Gleis gesetzt werden.

Braucht man ein Fassaden- oder ein Dachgerüst? Oder braucht man beides? Wann benötigt man das Gerüst? Wer wird es benutzen? Wie wird es verankert? Könnte es mitunter zwischenzeitlich andere Gewerke behindern?

Auf das richtige Timing kommt es an 

Insbesondere zusätzliche Abrüst- und Wiederaufbauarbeiten müssen vermieden werden, da stets unbekannte, mengenmäßig nicht erfasste Kenngrößen drastische Mehrkosten verursachen, welche

Eskalierend im negativen sinne mit zeitlichen Verzögerungen einhergehen woraus nicht selten weitere Zusatzkosten nachfolgender Gewerke resultieren.

Um dies zu vermeiden, gilt es mit richtigem Blick auf den zeitlichen Gesamtablaufplan einer Baustelle

Die erforderliche Arbeiten konsequent zu benennen und einen hinreichend großen, realistischen Zeitraum für die Umsetzung im Plan vorzuhalten.

So kann ein zeitlich stimmig zum Rohbau getakteter Ab- und Wiederaufbau eines Gerüsts den Gesamtablauf enorm beschleunigen. Dies erleben wir z.B. im Bereich des Mehrgeschosswohnungsbaus oberhalb einer Tiefgarage oder eines Parkdecks sehr oft. Der Keller unterhalb des Wohnhauses wird klassisch als Rohbau auf der Gründung errichtet und darüber wächst in den darauffolgenden Wochen das 4- bis 5-geschossige Gebäude, allseitig umrüstet. Damit hofseitig nun ein Parkdeck direkt an die Kellerebene angeschlossen werden kann müssen alle betroffenen Fassadenseiten komplett abgerüstet werden. Nach Fertigstellung der Rohbaudecke oberhalb des Parkdecks erfolgt darüber die erneute Einrüstung der Fassaden.

Neben der zeitlichen richtigen Taktung und einer korrekten Einschätzung zum Aufwand für temporäre Anpassungsarbeiten empfiehlt sich natürlich immer ein gewisses Maß an Puffer im Leistungsverzeichnis einzukalkulieren um entsprechend flexibel in der Umsetzung reagieren zu können.

 

Zusatzleistungen nicht vergessen

Weitere additive Elemente wie z.B. Gerüstaufzüge für Material oder Personen oder auch Abdeckungen bis hin zu ganzen Komplettüberdachungen wie z.B. in speziellen Fällen des Denkmalschutzes sind im Zuge der Vorbereitung tiefgreifend abzustimmen um ein positives Gelingen des Bauvorhabens für alle Beteiligten gewährleisten zu können.

Fazit

Warum ein Gast-Blogbeitrag zum Thema Gerüst aus Architektensicht? Weil es kein Nischenthema ist. Die Erfahrung zeigt: Funktioniert das Gerüst ohne Einschränkungen und sind Schnittstellen sauber abgestimmt, funktionieren nicht nur die davon Gebrauch machenden Gewerke wie z.B. Fensterbauer, Dachdecker und Fassadenbauer, sondern der Gesamtablauf bleibt im stimmigen Rhythmus. Die Komplexität einer Baustelle mit einem Puzzle zu umschreiben wäre zu einfach – vielmehr entspricht es einem Uhrwerk oder einem Getriebe, wo in bestimmter Abfolge, in einem bestimmten Takt die Zahnräder ineinandergreifen müssen.

Will man als Architekt eine ganzheitliche Leistung abliefern und dabei nicht nur als Verfasser für einen gestalterisch stimmigen Entwurf verantwortlich zeichnen, muss auch die volle Kompetenz zur Einhaltung des Kostenbudgets und der Termine entfaltet werden. Insbesondere hierzu ist die Planung der Baustelleneinrichtung und im Detail eine exakte Gerüstplanung unerlässlich.

… und für alle Kollegen, deren Interesse geweckt werden konnte, die jedoch Bedenken aufgrund noch geringer Erfahrung zum Thema „Gerüst“ und „Leistungsverzeichnis Gerüst“ hegen:

Spiegelt man den Unternehmen seines Netzwerks den zuvor beschriebenen Grad an Bedeutung wird man mit der Klärung von Fachfragen mit Sicherheit nicht allein gelassen –

Die Gemeinhardt Service GmbH bringt ihre Erfahrung gern im Interesse des gemeinsamen Erfolgs für die Bauherrschaft ein – deshalb rechtzeitig die richtigen Fragen stellen!